zentrum für informations-
und medientechnik

Studienfahrt London 2013

Sonnenbrand und Blasen an den Füßen 

Thirty two (wo)men on the Bummel 

Studienfahrt nach London Juli 2013

Sonntag, 7.Juli, 21.30 Uhr, an der Bushaltestelle beim Vaihinger Bahnhof.

32 Schüler der Kursstufe 1 des TGI trudeln langsam ein. Denn um 22 Uhr soll es losgehen zur Studienfahrt nach London. Die Nacht wird reichlich unbequem werden – mehr als 700 Kilometer sind es von Stuttgart nach Dünkirchen in Nordfrankreich, von wo aus die Fähre nach Dover übersetzt. 700 Kilometer also zusammengekrümmt auf engen Bussitzen, nur unterbrochen von einigen kurzen Pausen an leeren ungemütlichen Autobahnraststätten.

Nach rund neun Stunden Fahrt ist der Fährhafen von Dünkirchen schließlich erreicht, und die 8-Uhr-Fähre wird gerade noch geschafft.

Zwei Stunden Überfahrt bei spiegelglatter See. Erste Referate über Geschichte und Kultur Englands vor schlaftrunkener Zuhörerschaft.

Nach weiteren drei Stunden Ankunft in Crystal Palace im Süden Londons. Die Unterkunft, das „Queenshotel“ ,a „magnificient Victorian building“ wie es auf der homepage heißt, stammt noch aus der Zeit, als in Crystal Palace noch der  gläserne Weltausstellungspalast stand- eine architektonische Attraktion für damalige Zeiten.

 

 

So beeindruckend dieses kolossale Gebäude von außen auch aussieht – innen hat es seine besten Zeiten allerdings schon gesehen. Das Ausstattung eine Mischung aus Jugendherberge der 70er Jahre und verblichenem Chic des Realsozialismus.

Doch dank des herrlichen Wetters, der täglichen Besichtigungsmarathons und des allabendlichen Chill-Programms auf den diversen individuellen Pub Crawls hat man die spartanischen Stockbetten höchstwahrscheinlich kaum wahrgenommen oder sie vielleicht  hauptsächlich  zur Kleiderablage benutzt.

Montagnachmittag Beinevertreten nach der langen Busfahrt mit Feldforschung in Sachen Infrastruktur in Crystal Palace – wichtig dabei vor allem Bahnhof, Banken, Supermärkte und Pubs.

Dienstag dann der Auftakt zur großen Stadterkundung. Auf dem Programm die Docklands, das  zum Teil futuristisch wirkende Banken-und Geschäftszentrum und exklusive  Wohngebiet auf dem Gelände der ehemaligen Docks, das mit der Londoner City durch die Dockland Light Railway, einer fahrerlosen Hochbahn, verbunden ist. Im Kontrast dazu die in unmittelbarer Nähe gelegene ländliche Idylle von Mudchute Farm, eine der größten Stadt-Farmen Londons, Der Weg dahin wurde von drei Schülern erarbeitet, die sich zuvor mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut gemacht hatten.

 

 

Im Anschluss daran Fußmarsch durch den 370 Meter langen Greenwich foot tunnel unter der Themse nach Greenwich – der vor über hundert Jahren eröffnete Tunnel war Verbindungsweg für die Arbeiter, die südlich der Themse wohnten und ihren Arbeitsplatz in den Docks hatten -vorbei an der Cutty Sark, einem alten Woll- und Teeklipper, in die Innenstadt von Greenwich, wo alle schon der Mittagspause entgegenlechzen.

Wer dachte, das meiste an Fußmarsch schon hinter sich zu haben, wird nachmittags eines anderen belehrt. Die drei begleitenden Lehrer Andreas Schlenker, Sebastian Zeh und Marei Drassdo treiben die schon fußlahme Herde durch den weitläufigen Greenwich Park hoch zum Königlichen Observatorium und wieder hinunter zum National Maritime Museum .

Im Angesicht des berühmten Null-Meridians fühlen sich zu diesem Zeitpunkt die meisten der Parkläufer bereits auch an ihrem physischen Nullpunkt angekommen.

Dehydriert und ausgezehrt wie Schiffbrüchige schleppen sich die wenigen Aufrechten unter ihnen noch durch einige Säle des weltgrößten Museums der See- und Schifffahrtsgeschichte. Die allermeisten jedoch zieht es, dem Überlebenstrieb folgend, unweigerlich in Richtung Zivilisation.

Am Abend ein Zusatz-Highlight für die ganz Unermüdlichen: die Themse-Brücken  in nächtlicher Illumination. Der  Ausflug sollte länger dauern als gedacht, die letzte Bahn ist verpasst, das Trüppchen mit Herrn Schlenker schlägt sich auf Umwegen mit Nachtbussen nach Crystal Palace durch.

Mittwoch, ein neuer Tag – eine neue Herausforderung: wieder steht ein stunden- und meilenlanger Fußmarsch bevor. Kein Wunder gibt es erste Nachfragen, wo denn Blasenpflaster zu bekommen seien. Die Route, wiederum ausgearbeitet von einem Schülertrio, führt am Südufer der Themse entlang. Startpunkt Towerbridge, von wo aus es über die City Hall und die HMS Belfast, einem Kriegsschiff aus dem Zweiten Weltkrieg, zur London Bridge geht, an deren Fuß sich der bekannte Lebensmittelmarkt Borough Market , der Shard, das höchste Bauwerk Londons, und die Southwark Cathedral befinden. Weiter geht’s zur Golden Hinde, einer Kopie des Flaggschiffs von Weltumsegler Francis Drake, und nach einem kurzen Blick auf die Überreste des Winchester Palace erreicht man den Nachbau des Shakespeare’schen Globe Theatres.

Das Blasenpflaster kann gegen das Straßenpflaster nicht ankommen- nicht  abgeklebte Stellen an den Fußsohlen werfen weitere Blasen, die Strahlkraft der britischen Sonne – oft unterschätzt- führt zu Sonnenbrand auf zarten Schultern und breiten Scheiteln. Sonnenmilch macht die Runde.

Mit letzter Kraft überquert das Fußvolk die Millenium Bridge und zerstreut sich kurz vor der St.Pauls Cathedral in alle Windrichtungen auf der Suche nach Essen, Eis und Erholung.

 

 

Anderthalb Stunden Regeneration müssen genügen, denn schließlich steht noch das gesamte Regierungs-London auf der Agenda – Houses of Parliament, Whitehall, 10 Downing Street, The Mall und Buckingham Palace.

Eine Audienz bei der Königin fällt flach – die Royal Standard ist nicht gehisst – also weilt die Queen nicht in London.  Anstelle dessen in legerer Atmosphäre Ausspannen und Eisessen im St. James Park. Rückmarsch entlang der Mall, der königlichen Paradestraße, die schon für die bevorstehenden Feierlichkeiten zum 60-jährigen Thronjubiläum der Queen mit Fahnen ausgeschmückt ist.

Krönender Abschluss der Wanderung durchs Regierungsviertel: die National Gallery am Trafalgar Square.  Eine Stunde Rundgang durch die Jahrhunderte westeuropäischer Malerei – von 13. bis zum frühen 20. Jahrhundert  – Dürer, Leonardo da Vinci, Rembrandt, Van Gogh und so weiter und so weiter.

Für das Gros eindeutig zu viel des Guten für diesen Tag geballter Information. Hier galt die bekannte Maxime: weniger ist mehr. Deshalb anstatt Bilder anschauen lieber Leute anschauen. So setzt man sich auf die Treppen vor der Gallery mit Blick auf das Panoptikum Trafalgar Square, lässt Beine und Seele baumeln und freut sich schon auf den wohlverdienten Feierabend irgendwo in irgendeinem Pub.

Donnerstag vorletzter Tag – das morgendliche Aufstehen fällt zunehmend schwerer. Lange anstrengende Tage und nicht minder anstrengende Nächte hinterlassen ihre Spuren – neben  Blasen und Sonnenbrand nun auch verquollene Augen und narkoleptische Anfälle während der Fahrten in den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Das bekannte Haustier mit den Samtpfoten als Begleiter durch den Tag.

Camden Market und das British Museum sind die Ziele.

Nach einer interessanten Präsentation über Street Art Künstler in der Clipstone Street in der Nähe des Regent Parks geht es nach Camden Town, wo sich einer der größten und bekanntesten Märkte Londons befindet. Garküchen mit Spezialitäten aus allen Teilen der Welt, T-Sirts in Millionenauflage mit mehr oder weniger originellen Slogans, echt chinesischer England-Nippes, allerlei  Ostasiatica – Original  oder Plagiat , und „absolut echte“ Haschisch-Bonbons und Haschisch–Kekse..

Was will der Tourist mehr?

Nach anderthalb Stunden hat manch einer seine letzten Pfunde aus dem Portemonnaie zusammengekratzt und einige dieser Preziosen für sich oder die lieben Angehörigen erstanden.

Vorletzter Programmpunkt dieses Tages: Das Britische Museum. Tour-Organisator Andreas Schlenker ist in seinem Element – die altorientalischen Hochkulturen der  Sumerer, Babylonier und  Assyrer. In anschaulicher Weise erklärt er anhand der Reliefs und Statuen das Besondere und Einzigartige dieser Kulturen.

 

 

Aber auch diesmal macht die physische Erschöpfung vieler Teilnehmer dem Wissensdurst einen Strich  durch die Rechnung. Manche diffundieren fast unmerklich durch die dicken Mauern des Gebäudes nach außen in die Freiheit. Und diejenigen, die sich nicht der Diktatur von Wirbelsäule und  platt gelaufenen Fußsohlen beugen wollen, greifen nach dem letzten Hilfsmittel – den für Rentnern vorgehaltenen Klappstühlen, mit denen sie sich von Saal zu Saal schleppen, um vor jedem  Exponat ein Sit-in zu veranstalten.

Der letzte Programmpunkt dieses letzten Tages: der offizielle, von Schülern zusammengestellte Pub Crawl im überschaubaren Crystal Palace. Hier können die geschundenen Körper und Seelen mit Guinness, Port , Lager oder Ale balsamiert werden. Der Vorteil des kurzen Heimwegs in die Unterkunft:  Kein letzter Zug, den man verpassen könnte, und keine weitere Fußsohlenmarter.

 

 

Freitag: Rückkehr nach Deutschland. Abfahrt mit anderthalb Stunden Verspätung – ein paar schlecht Beratene hatten den unbedingten Zwang verspürt, an diesem Morgen noch einmal in die Londoner Innenstadt zu fahren und es nicht rechtzeitig zurück geschafft. Mit  Glück erreicht der Bus noch die 16 Uhr-Fähre von Dover nach Dünkirchen, wo man schließlich um 19 Uhr anlegt. Nach einer wiederum  unbequemen und schlaflosen Nachtfahrt Ankunft in Stuttgart im frühen Morgengrauen. Jetzt erstmal nach Hause, die Annehmlichkeiten des eigenen Bettes genießen und die vielen neuen Eindrücke abspeichern.

 

(Da/Le) 30.07.2013

Kontakt

it.schule stuttgart
Breitwiesenstraße 20-22
70565 Stuttgart

 

Tel.: (0711) 216-89222
Fax: (0711) 216-89279

Sekretariat

Montag – Donnerstag
7:30 – 13:30 Uhr
14:30 – 15:30 Uhr

 

Freitag
7:30 – 13:30 Uhr