zentrum für informations-
und medientechnik

DDR-Zeitzeugenbesuch an der it.schule

Verurteilt fürs Lesen – Mike Michelus´ Besuch an der it.schule stuttgart

Der Besuch von Mike Michelus an unserer Schule war nicht nur ein interessantes Ereignis, sondern gewährte uns Schülern auch einen tiefen Einblick in die persönlichen Erfahrungen eines Mannes, der in der ehemaligen DDR aufgewachsen ist. Herr Mike Michelus, wie er sich während seines Besuchs vorstellte, wurde offiziell verhaftet unter dem Vorwurf, „staatliche Tätigkeiten beeinträchtigt zu haben“. Dieser Vorwurf rührte von einem besonderen Vorfall her: Herr Michelus saß mit seiner damaligen Freundin Jenny Buch auf dem Alexanderplatz. Beide hatten ihre Gesichter mit Kreide bemalt und lasen die Zeitung „NEUES DEUTSCHLAND“. Diese friedliche Form des Protests führte dazu, dass sowohl er als auch seine Freundin verhaftet und verurteilt wurden.

In seiner Jugend war Mike Michelus keinesfalls gegen die DDR eingestellt. Im Gegenteil, er engagierte sich als Umweltaktivist und verteilte Flyer an der Schule, um auf Umweltthemen aufmerksam zu machen. Doch dieses Engagement rief die Stasi auf den Plan, die an der Schule auftauchte. Dieses Ereignis diente Herrn Michelus als erstes Indiz dafür, dass entweder mit ihm persönlich oder mit der DDR etwas nicht stimmte. Der Umweltaktivismus und die darauf folgende staatliche Reaktion lieferten ihm erste Hinweise darauf, dass seine Überzeugungen im Widerspruch zu den politischen Strukturen der DDR standen.

Durch seine politische Einstellung geriet Mike Michelus jedoch nicht nur in Konflikt mit staatlichen Institutionen, sondern auch mit einigen Lehrern an seiner Schule. In seinen eigenen Worten reflektiert er: „Die meisten meiner DDR-Lehrer waren in Ordnung. Soweit ich mich erinnere. Ich würde heute in ihr Zeugnis schreiben: Sie haben sich bemüht. Vor einigen wenigen habe ich immer noch Respekt… und empfinde Dankbarkeit für ihre Geduld mit mir.“

Während seines Besuchs an unserer Schule erzählte Mike Michelus, dass er im Alter von 20 Jahren verhaftet wurde und sechs Monate in Untersuchungshaft verbrachte. Nach dieser Zeit wurde er in den Westen abgeschoben. Die Schüler zeigten großes Interesse an seinem persönlichen Werdegang und erkundigten sich besonders nach seinem Leben im Westen. Herr Michelus teilte bereitwillig seine Erfahrungen und betonte, dass das Leben im Westen für ihn eine vollkommen neue Realität darstellte. „Bis auf die Sprache hatten wir nichts gemeinsam“, sagte Herr Michelus, womit er auf die deutlichen Unterschiede zwischen den Lebensverhältnissen im Osten und Westen hinwies.

Durch den Besuch und Vortrag von Herrn Michelus wurde den Schülern seine Geschichte und die Umstände, in denen er lebte, auf interessante und sachliche Weise nähergebracht. Herr Michelus beendete seinen Vortrag mit einem inspirierenden Rat an die Schüler: Man solle sich selbst treu bleiben und den eigenen Charakter beibehalten, auch wenn dies das Risiko beinhalte, Fehler zu machen.

Wir möchten uns herzlich bei Herrn Michelus für seinen Besuch an unserer Schule bedanken. Seine persönlichen Einblicke, Erfahrungen und Ratschläge haben uns nachhaltig beeindruckt und zum Nachdenken angeregt. Wer mehr über Herrn Michelus und sein Leben erfahren möchte, kann dies unter https://www.michelus.net/ tun.

Ruben Olaru, J2

Kontakt

it.schule stuttgart
Breitwiesenstraße 20-22
70565 Stuttgart

 

Tel.: (0711) 216-89222
Fax: (0711) 216-89279

Sekretariat

Montag – Donnerstag
7:30 – 13:30 Uhr
14:30 – 15:30 Uhr

 

Freitag
7:30 – 13:30 Uhr